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Liebe Leser, vorweg zeige ich Ihnen ein Beispiel, das Sie sicher schon selbst erlebt haben und mit dem ich selber in meiner Eigenschaft als Hundetrainer und wissenschaftlich arbeitender Autor oft genug konfrontiert werde:

Hundebesitzer:

"Mein armer Lumpi! Er hat schon seit Tagen Probleme mit der Verdauung. Wenn ich nur was tun könnte – wir tun ja alles für unseren Hund, wissen Sie, wirklich alles!"

Ich:

"Ach der arme Hund! Sagen Sie mal, was füttern Sie denn Ihrem Lumpi?"

Hundebesitzer:
"Ja, Trockenfutter."

Ich:

"Welches?"

Hundebesitzer:
"Wenn Sie mich so fragen, das weiß ich jetzt gar nicht, wie das heißt. Es ist so eine grüne (rote, gelbe) Verpackung vom Discounter."

Ich:
"Ach so, sie wissen nicht mal wie das Futter heißt, das Sie füttern? Wissen Sie was in Ihrem Hundefutter so drin ist?"

Hundebesitzer:
"Nein…"

Diese und ähnliche Armutszeugnisse von Menschen, die angeblich "alles" für ihren Hund tun, säumen den Weg des gewissenhaften Hundeernährers. Wenn sich dann doch der ein oder andere Hundebesitzer etwas mehr mit dem Thema Ernährung befasst, dann stößt er auf ein Netz von Unwahrheiten, unlogischen Behauptungen, geradezu dummen Fütterungsvorschlägen und gefährlichem Halbwissen.

Hier hilft nur eines: Man schalte den Computer aus, um sich erst einmal von den ganzen "Ernährungsprofis" in Internet-Foren (ja, es gibt noch welche!) und in den Facebook-Gruppen zu erlösen und dann setze man sich hin und lese Veröffentlichungen von Leuten, die sich in dem Metier richtig auskennen.


Leider muss man heute feststellen, dass sogar namhafte Autoren den Versuchungen des schnöden Mammons erliegen und wider besseres Wissen und in Kenntnis der Verdauungsorgane eines Hundes, propagieren, dass Hunde geradezu hervorragend geeignet seien, Kohlenhydrate aufzuschließen und zu verdauen und dass Getreide als Hauptbestandteil eines Hundefutters geradezu genial sei, würde es doch auch für den Menschen gesund sein…

Gerne möchte ich Ihnen hier einen kleinen Überblick über so manches Märchen aus der Welt der Hundefütterung  geben und die dazu passende Wahrheit ausführen.

  1. Der Hund ist ein reiner Fleischfresser.

Diese Aussage trifft nicht zu; der Hund ist ein Prädator, also ein Beutetierfresser, der nicht nur Fleisch, sondern auch Mageninhalte, teilweise Darminhalte seiner Beutetiere frisst.

  1. Der Hund verträgt Kohlenhydrate genauso gut wie wir Menschen.

Diese Aussage ist falsch; dem Speichel und der Magensäure des Hundes fehlen kohlenhydratspaltende Enzyme. Die geringen α-amylase-Mengen des Pankreas können nur bestimmte Teile aufspalten, so dass die Kohlenhydrate nur gut vorbereitet (aufgeschlossen) als Fütterungszusatz verwendet werden können.

  1. Je mehr Leistung vom Hund verlangt wird, desto mehr Proteine braucht er.

Das ist nicht richtig; der Hund gewinnt seine Energie an erster Stelle aus Fetten.

  1. Der Welpe/Junghund braucht Welpenfutter.

Welpenfutter ist ein Erfindung des Menschen, die dem Welpen mehr schadet als nützt, da es viel zu energiereich ist. Diese Energieüberversorgung ist verantwortlich für massive Störungen der Skelettfunktion und führt zu alsbaldigen Tierarztbesuchen, weil die Hunde unter hausgemachten Skeletterkrankungen leiden.

  1. Tierische Nebenerzeugnisse im Futter sind ekelerregend.

Dem ist nicht immer so! Die EG-Regelung 1069/2009 legt fest, was tierische Nebenerzeugnisse sind. Auch wenn es sich oft um "Soll"-Bestimmungen handelt, ist diese Regelung sinnvoll, da sie Rücksicht auf die kulturellen Eigenschaften der Mitgliedsländer nimmt. So gelten in Frankreich z.B. Herz und Leber nicht als Nebenerzeugnis, in Deutschland wohl!

  1. Protein ist gleich Protein.

Grundfalsch. Man muss unterscheiden zwischen hochwertigen Eiweißen und schlecht verdaulichen Eiweißen. Eiweiße bestehen aus Aminosäurenketten, wobei eine solche Kette durchaus aus mehreren tausend Aminosäuren bestehen kann. Je hochwertiger das Protein, desto höher die Verdaulichkeit. So weist frisches Fleisch z.B. eine Verdaulichkeit von 98% auf, während die Proteine aus aufgeschlossenem Federmehl nur eine Verdaulichkeit von ca. 50 – 65% aufweisen.

  1. Einmal in der Woche soll der Hund fasten – Wölfe fressen auch nicht täglich.

Diesen himmelschreienden Unsinn hört man immer wieder. Ernährungsphysiologisch bringt es gar nichts und die immer wieder beschworene "Darmreinigung" ist - wissenschaftlich betrachtet - Makulatur.

Zum anderen ist das Magen-/Darmsystem des Wolfes ganz anders beschaffen als beim Hund, was im Übrigen auch zeigt, dass Wolf und Hund nicht zu vergleichen sind!

  1. Nass- und Trockenfutter kann man getrost mischen.

Unterschiedliche Verweildauer im Magen-/Darmsystem sowie das Quellverhalten von Trockenfutter sollten von diesem Gedanken abbringen. Übrigens: Wenn Ihr Hund sein Futter nur frisst, weil Sie ihm "etwas untermischen", sollten Sie über ihr gesamtes Fütterungskonzept einmal nachdenken…

  1. Trockenfutter "putzt die Zähne" Ihres Hundes.

Aha. Hunde sind Schlinger. Sie beißen nur zum Zerkleinern mit den Reißzähnen und schlingen dann in großen Stücken. Kleine Trockenfutterstücke werden einfach geschluckt – putzen können sie nicht. Manche Futtersorten sind allerdings z.B. mit Phosphaten angereichert, die verhindern (können), dass sich Beläge auf den Zähnen bilden.

  1. Wenn man Futter umstellt, dann muss das sehr langsam geschehen.

Das ist wieder mal typisch. Man spricht von Äpfeln und meint Birnen! Wenn sie von einem Trockenfutter auf ein anderes oder von einem Nass- oder Halbfeuchtfutter auf ein anderes umstellen, dann können sie das einfach tun.
Etwas anders sieht es aus, wenn Sie z.B. von Trockenfütterung auf BARF umstellen: Hunde, die lange Zeit trocken gefüttert wurden, verändern den Säuregehalt im Magen; ein pH-Wert von 3-4 wird erreicht, was nicht natürlich ist. Gebarfte Hunde haben einen pH-Wert von etwa 1. Eine Umstellung von Trockenfutter auf BARF muss deshalb sehr, sehr  langsam erfolgen, da sich das Verdauungssystem erst wieder anpassen muss.

Ja, zehn Märchen haben wir nun als solche entlarvt. Allerdings gibt es davon noch viele, viele andere. Sie haben Interesse daran, diese auch noch kennen zu lernen? Dann besuchen Sie doch einmal die Tagesseminare des Autors:
Die Ernährung des Hundes I - vorbei mit der Märchenstunde

und

Die Ernährung des Hundes II – Diätetik

Wie man sieht, bedeutet es doch etwas mehr, einen Hund zu ernähren, als ihn einfach nur mit billigem Futter am Leben zu erhalten.

Wenn Sie es sich einfach machen wollen, dann schauen Sie doch mal in den Spiegel und stellen sich die Frage:

"Wie schaut es denn eigentlich mit meinem Essen aus? Kenne ich die Namen der Nahrungsmittel, die ich zu mir nehme? Esse ich jeden Tag das gleiche? Möchte ich mich gesund ernähren?"

Und nun legen Sie die Antworten auf die Ernährung Ihres Hundes um – schon haben Sie den richtigen Weg gefunden.


Ihr Alexander J. Probst